Belinda wächst als die Jüngste von
drei Geschwistern in der zweitgrößten Stadt Kubas Santiago di Cuba
auf. Später
schließt sie in Kuba ihr Studium als Ingenieurin für
Telekommunikation ab, ein Studiengang der von Männern dominiert ist.
Sie studiert dort mit 9 weiteren Mädchen unter 50 Jungen. Danach
arbeitet sie als Berufsschullehrerin für Software und IT. Während
dieser Zeit lernt sie mit 28 Jahren ihren jetzigen Ehemann Thomas
kennen. Er und ein Freund machen in Kuba Urlaub und sind im Haus von
Belindas Nachbarin untergebracht. So treffen sie aufeinander und
verlieben sich.
Belinda und Thomas führen von da an
eine Fernbeziehung. Eine schwierige, nervenaufreibende Zeit voller
Papierkrieg, hohen Telefonrechnungen und aufgrund von
Einreiseunterlagen verpassten Flügen folgt. Doch natürlich auch
viele schöne Momente! Drei Mal besucht Belinda Thomas in
Deutschland. Dass sie irgendwann zu ihm ziehen und Kuba verlassen
würde, ist ihr nicht von Anfang an klar, das ist ein längerer
Entscheidungsprozess. Doch nach ihrem dritten Aufenthalt in
Deutschland will Thomas sie nicht mehr gehen lassen und sie
entscheiden sich zu heiraten. Der Wunsch, dass Thomas zu ihr nach
Kuba zieht, kommt aufgrund der komplizierten Einwanderungspolitik
nicht auf, ihr Ehemann hätte in Cuba kaum Rechte, dürfte
beispielsweise nichts besitzen, kein eigenes Geschäft aufbauen...
Ihre Familie sieht die Beziehung zu einem deutschen Mann zunächst skeptisch, u.a. aus politischen Gründen, doch nach einigen direkten Kontakten ist das schon bald überwunden. Heute verstehen sie sich gut.
Ihre Familie sieht die Beziehung zu einem deutschen Mann zunächst skeptisch, u.a. aus politischen Gründen, doch nach einigen direkten Kontakten ist das schon bald überwunden. Heute verstehen sie sich gut.
Ihre Heirat in Deutschland verläuft
ohne Probleme. Belinda muss nur sehr viele Papiere und
Bescheinigungen aus Kuba beschaffen, doch nach deren Einreichung
steht ihrem Glück nichts mehr im Wege.
Nach der Heirat wohnen sie zusammen in
einem kleinen Dorf mit 50 Häusern nähe Forchheim. Für Belinda ein
starker Kontrast zu ihrer großen Heimatstadt Santiago di Cuba, doch
es stört sie nicht. Diese Anfangszeit ist für sie sehr schön und
spannend, zum ersten Mal ist sie woanders als zu Hause und erlebt so
viel Neues. Die neue Sprache, neue Leute, alles ist anders. Doch sie
fühlt sich wohl, Thomass große Familie nimmt sie sehr herzlich auf,
sie sind fünf Geschwister. Ihre Schwiegermutter ist eine sehr liebe
Frau und bietet ihr viel Unterstützung, auch heute noch. Darüber
ist sie sehr glücklich. Schon zwei Monate nach ihrer Heirat beginnt
Belinda sechs Stunden täglich Deutschkurse in einem Privatinstitut
zu besuchen. Heute sagt sie, die Sprache sei sehr wichtig, um in
einem neuen Land Fuß zu fassen und sollte der erste Schritt sein.
Deshalb wünscht sie sich, dass für Immigranten bessere und
günstigere Deutschkurse angeboten werden.
Nach der Deutschschule besucht sie die
Universität, da ihr komplettes Studium, das sie in Kuba erfolgreich
mit Diplom abgeschlossen hatte, von den deutschen Behörden als
wertlos angesehen wird. Darüber ist sie sehr unzufrieden und
unglücklich. Ihr Studium in Deutschland schließt sie nicht ab,
sondern beginnt zu arbeiten. Heute hat sie eine Arbeitsstelle bei
Siemens. Allerdings nicht in ihrem gelernten Bereich, denn dort
einen Beruf zu finden, ist so gut wie unmöglich, da sie hier in
Deutschland als ungelernt gilt. In der Universität lernt sie ihre
heute besten Freundinnen kennen, überhaupt hat sie schnell
Anschluss gefunden und sich einen festen Freundeskreis aufgebaut.
Doch ihre Wurzeln in Kuba vergisst sie natürlich nicht. Sie besucht
ihre Familie jedes Jahr. Auch um den Winter kürzer erscheinen zu
lassen, die langen kalten Winterphasen in Deutschland sind für sie
noch heute ein Problem. Von den Deutschen würde sie sich wünschen,
dass diese sich trauen ein bisschen offener und lebensfroher zu
sein, das schätzt sie an Kuba sehr und fehlt ihr ein bisschen.
Allgemein fühlt sie sich Kuba
sehr verbunden und möchte deshalb auch ihre kubanische
Staatsbürgerschaft behalten. Doch nach Deutschland gekommen zu sein
bereut sie auf keinen Fall, auch wenn ihre Schwestern manchmal über
ihre deutsche Pünktlichkeit und Antreiberei stöhnen. Sie würde es
wieder machen. „Ich habe so viel gelernt und meinen Horizont
erweitert und das ist es wert“, sagt sie heute.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen